Liebe, Lust und Leidenschaft, das passiert im Körper, wenn du verliebt bist!
Die Gehirnaktivität Frischverliebter ist ein wahres Hormon-Wirrwarr
Oxytocin, Vasopressin, Dopamin, Serotonin – ein komplexes Zusammenspiel aus Botenstoffen ist mit dafür verantwortlich, dass wir Händchen halten, schmachten, heiraten und uns wieder scheiden.
Die Wissenschaft experimentiert bereits mit sogenannten "Liebesdrogen" – also mit synthetisch erzeugten Botenstoffen, die das Sexualverhalten und die Beziehung beeinflussen können.
Adrenalin
In der ersten Phase des Verliebtseins ist auch das Aufputschhormon Adrenalin besonders präsent.
Es ist mitverantwortlich für die Ruhelosigkeit, das Kribbeln, ja diese Schmetterlinge im Bauch, die Verliebte bei ihren ersten Treffen oft meinen, zu spüren. Die Pupillen weiten sich, der Atem geht schneller, der Blutdruck steigt, der Körper wird in Alarmbereitschaft gesetzt.
Dabei unterscheiden sich die körperlichen Stressreaktionen des Flirtens nicht von denen einer Paniksituation.
Vor allem vier Bereiche im limbischen System, darunter das Belohnungszentrum, zeigen sich bei Verliebten besonders aktiv. Eine zentrale Rolle spielt Dopamin. Der Neurotransmitter, den der Volksmund auch gerne "Glückshormon" nennt, suggeriert Erfüllung und Befriedigung und wird mit Euphorie aber ebenso Suchterkrankungen assoziiert.
Dopamin
Liebende reagieren auf die Fotos ihres Schwarms also wie Kokainsüchtige oder Alkoholkranke auf ein Bild ihrer Droge. "Wenn man die Daten interpretiert, kann man die Liebe durchaus mit einer Sucht vergleichen", sagt Andreas Bartels, Leiter der wegweisenden Forschung am University College London, bei der die Hirnaktivität Liebender per Magnetresonanztomographie gemessen wurde. Dopamin ist unter anderem verantwortlich für die anfänglich häufige Schlaf- oder Appetitlosigkeit.
Testosteron
Zu Beginn einer Partnerschaft sinkt bei Männern der Testosteronspiegel und lässt sich dadurch ausgeglichener agieren. Gleichzeitig steigt bei Frauen das männliche Sexualhormon an und steigert damit die sexuelle Lust.
Die Forscherin Donatella Marazziti von der Universität Pisa interpretiert dies als Versuch der Natur, die beiden Geschlechter aneinander anzugleichen. Sie bezeichnet diese Phase der Verliebtheit als "Übertauchen geschlechtsspezifischer Unterschiede".
Serotonin
Und als wären dies nicht schon genug neuronale Irrungen und Wirrungen, kommt auch noch der Botenstoff Serotonin ins Spiel, der gerade in der Anfangsphase großen Schwankungen unterliegt. Hier geht Donatella Marazziti soweit, das starke Auf- und Ab des Serotoninspiegels mit den Werten von Zwangserkrankten zu vergleichen.
Vielleicht hat auch Goethe an einem unsteten Serotoninspiegel gelitten? Sein Gedicht "Neue Liebe, Neues Leben" jedenfalls klingt nach qualvoller Liebesobsession: "Herz, mein Herz, was soll das geben ... Liebe! Liebe! Lass mich los!"
Wenn Liebende sich also nicht voneinander trennen wollen und nur zwischen Himmel-hoch-jauchzend und zu-Tode-betrübt pendeln, dann ist dies auf den Serotoninhaushalt zurückzuführen.
Oxytocin
Erst kürzlich hat die Wissenschaft begonnen, sich diesem Botenstoff der Treue und Vertrautheit intensiver zu widmen.
Physiologisch gesehen sorgt Oxytocin primär für die Muskelkontraktionen während des Orgasmus. Auch während der Geburt und dem Stillen des Kindes wird es verstärkt ausgeschüttet. Oxytocin hat damit von Anfang an Einfluss auf die Bindung und das Vertrauen zwischen zwei Individuen.
Durch Körperkontakt und Wärme werden besonders viele Botenstoffe freigesetzt: "Daher ist es wichtig, möglichst viel zu kuscheln", sagt Professor und Bio-Psychologe Peter Walschburger der Freien Unierversität Berlin. Mit der Länge einer Beziehung kann der Oxytocin-Spiegel schleichend sinken und somit eine Beziehung instabil werden lassen.
Die US-amerikanische Anthropologin Helen Fisher spricht bei der durchschnittlichen Lebensdauer einer Beziehung von vier Jahren. Laut Fisher ist eine monogame Beziehung von bis zu dieser Dauer evolutionsbiologisch von Vorteil, weil die Fürsorge zweier Partner die Überlebenschancen der Nachkommen erhöht.
Vasopressin
Die primären physiologischen Funktionen Vasopressins sind die Durchblutung der Genitalorgane und die Verminderung des Harndrangs. Gleichzeitig gilt Vasopressin als Hormon, dass die Kommunikation und Verbindung zweier Partner in einer Beziehung unterstützt.
In Versuchen mit Ratten wurde herausgefunden, dass Vasopressin bei den Weibchen das mütterliche Fürsorgeverhalten erheblich verstärkt. Bei Männern vermindert es Ängste und verbessert das Sozialverhalten. Männer erzeugen beim Sex geringe Mengen Oxytocin und große Mengen von Vasopressin. Bei Frauen ist die Relation umgekehrt.
Pheromon
Liebe kann man riechen! Pheromone, chemische Signalstoffe, die dem Informationsaustausch unter Artgenossen dienen, beeinflussen auch das Sexualverhalten und die Partnerwahl.
Ein Forscherteam der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking hat 2014 erstmals die Existenz von Sexualpheormonen beim Menschen nachgewiesen. Demnach findet man die Lockstoffe in Samenflüssigkeit, den Achselhöhlen und im Urin. Die unbewusst wahrgenommenen Signalstoffe scheinen auch dafür verantwortlich zu sein, dass Freundinnen oft den gleichen Menstruationszyklus haben: Zwei Pheormone sind am Eisprung beteiligt und können den Zyklus verkürzen oder verlängern.
Neurotrophin
Der Signalstoff ist für die Kommunikation und Verbindung zwischen den Nervenzellen verantwortlich, ist bei der Gedächtnisbildung entscheiden und wird daher auch "Nervennährstoff" genannt.
Forscher der Universität Pavia und Bochum haben in Studien einen erhähten Neurotophinwert im Blut frisch Verliebter festgestellt. Die Neurotrophin-Werte der Verliebten waren signifikant höher als die von Versuchspersonen, die schon länger in einer Partnerschaft lebten.
Die Forscher gehen davon aus, dass Neurotrophine für Euphorie am Beginn einer Liebesromanze verantwortlich sind. Nach ungefähr einem Jahr geht der Wert jedoch auf einen Normalzustand zurück.
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